Ich sitze im Auto und höre einen christlichen Radiosender. Plötzlich erklingt das Lied „Run to the Father“ von Cody Carnes. Sofort denke ich daran, wie schwer es mir am Anfang meines Glaubens fiel, genau das zu tun: zum Vater zu laufen.
Zu Hause google ich die Geschichte hinter dem Lied. Carnes erzählt, dass er es schrieb, als er in einem Konflikt mit seinem Vater steckte. Vater und Sohn hatten sich entfremdet. In dieser Spannung rang er mit sich – und wusste: „Ich brauche Gott, um die richtige Entscheidung zu treffen.“ Genau das sei der Kern des Liedes: nicht weglaufen, sondern zu Gott laufen.
Es gibt viele Situationen, die uns an diesen Punkt bringen: Angst, Verzweiflung, Sorge, Trauer oder tiefe innere Not. Dann bleibt uns oft nichts anderes, als ehrlich zu sagen: „Ich brauche dich, Gott!“
Doch ich selbst ticke oft genau andersherum. Mein Reflex ist: Probleme alleine lösen. Schnell, effizient, ohne fremde Hilfe. Zu Gott laufen? Lieber nicht.
Manchmal schäme ich mich auch. Ich weiß genau, dass ich mich selbst in eine schwierige Lage gebracht habe. Ich sehe meine Fehler, meine falschen Entscheidungen, mein Scheitern – und denke: „So jemand kann Gott doch nicht mehr annehmen.“
Die Logik scheint klar: Gott ist gut, ich bin es nicht. Also wird er mich abweisen.
Aber die Realität ist eine andere. Wenn wir zu Gott laufen, wartet er schon auf uns. Mit offenen Armen.
Genau das macht Jesus deutlich im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der jüngere Sohn hatte sich sein Erbe auszahlen lassen, alles verprasst und war schließlich am Boden der Tatsachen angekommen. Dort erinnerte er sich an seinen Vater. Und dann heißt es schlicht:
„So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater“ (Lukas 15,20).
Dieser Vers berührt mich. Denn er zeigt: Der erste Schritt zurück ist nicht die perfekte Entschuldigung, nicht ein frommer Plan – es ist einfach nur: Aufstehen und zum Vater gehen.
Und wie reagiert der Vater?
„Sein Vater sah ihn schon von Weitem kommen und hatte Mitleid mit ihm. Er lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn“ (Lukas 15,20).
Bevor der Sohn ein Wort sagen konnte, war der Vater schon da. Keine Vorwürfe, kein Misstrauen – nur offene Arme.
Der Sohn stammelt seine Schuld, doch der Vater unterbricht ihn:
„Holt schnell das schönste Gewand, steckt ihm einen Ring an den Finger, bringt Sandalen für seine Füße … wir wollen essen und feiern!“ (Lukas 15,21–23)
So ist Gott. Er wartet nicht mit verschränkten Armen, sondern läuft uns entgegen. Er kleidet uns neu ein, er gibt uns unsere Würde zurück, er feiert, dass wir bei ihm sind.
Darum die Frage an dich: Wie geht es dir gerade? Hast du Angst, Sorgen, Schuldgefühle oder bist du in einer Sackgasse gelandet? Dann lauf nicht weg – lauf zum Vater. Schäm dich nicht, kämpf nicht allein. Er wartet mit weit ausgestreckten Armen auf dich.
Sei gesegnet!
„Es gibt keine größere Kraft als die Liebe, die dich annimmt, obwohl du gescheitert bist“ (Unbekannt).